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Kommentar von Antje Mayer

Schlaraffenland-Strategie?

Sammlermuseen kosten Nerven

Vergangene Woche gönnte ich mir einen New York-Kulturtrip. Auf meinem Programm stand selbstredend ein Besuch im „neuen“ Museum of Modern Art (von Architekt Yoshio Taniguchi). Es war mein bisher kürzester und für längere Zeit wohl auch letzter in jenem Haus. Aber von vorne.

Das MoMA besitzt eine große eigene Sammlung. Da sich jedoch selbst ein reiches Museum wie dieses mittlerweile die horrenden Marktpreise für moderne und zeitgenössische Kunst kaum mehr leisten kann (siehe die 65 Millionen Dollar für das Mark Rothko - Gemälde „White Center“ bei Sotheby’s Versteigerung in New York am 15. Mai 2007), muss es immer öfter auf die milden Gaben potenter Sammler zurückgreifen.
Jenen zollt man als Gegendeal mit nach ihnen penetrant benannten MoMA-“Abteilungen“ den (abge-)nötigten Respekt. So stolpert der Besucher entnervt im Stakkato-Rhythmus über Rolltreppen von einer temporären Comic-Ausstellung zur einer längerfristigen über Architektur und Design, um dann verdattert in zwei Räumen der Sammlung Soundso zum Thema „Zeichnung in der Kunst“ zu landen, die dann unerwartet in einer Anhäufungen von Fotoarbeiten der Sammler XX mündet. Wie, wer was? Im Konsumtempel „Bloomingsdales“, ein paar Manhattan-Blocks weiter, wird die Ware weitaus diskreter, angenehmer und übersichtlicher präsentiert.
Ist das das Horrorszenario in den „Sammlermuseen“ der Zukunft? Wenn ja, dann kann man Albrecht Schröder, Direktor der Albertina in Wien, nur eindringlich warnen. Der wird nämlich momentan nicht müde, die Verheißung seiner „Schlaraffenland-Strategie“ in alle Welt zu verkünden, doch mit hausfremden Sammlungen die der „armen“ Museen aufzuwerten. Kürzlich erst zog die Sammlung Vorberg mit Werken u.a. von Kandinsky und Schlemmer in Wien bei ihm ein und nun die des Liechtensteiner Anwalts Herbert Baltiner und seiner Frau Rita. Letztere liehen Schröder insgesamt vierzig „Gustostückerl“ von Monet, Cezanne, Picasso und so fort, darunter im Übrigen kaum Grafiken, was eigentlich das „Kerngeschäft“ der Albertina ist.
Vielleicht sollte Klaus-Abrecht Schröder sicherheitshalber doch noch ein Praktikum bei Bloomingsdales in New York machen. Man lernt nie aus.



Dieser Artikel ist im Informationsdienst Kunst Nr. 380 am 28.5.2007 erschienen.
Link:Informationsdienst Kunst - Link:Bloomingdales.com - Link:Albertina - Link:MOMA - Link:Sothebys.com - Link:Archinform.Net/Yoshio Taniguchi -