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Kommentar von Antje Mayer

Wieder Ärger mit Agnes. Postenschacher im Rupertinum?

Agnes Hussleins Hobbys erscheinen so bescheiden wie Ergebnis einer tiefen Sehnsucht nach Kunst, Kontemplation und körperlicher Ausgeglichenheit: „Sport, Musik und Theater“. Jedoch so Gott will, kommt die Direktorin des Salzburger Museum der Moderne Rupertinum leider so gut wie nie dazu. Die gesellschaftlichen Verpflichtungen einer adeligen Lady wie sie es ist, fordern ihren ganzen Tribut. Und so hetzt sie wie sie selbst beklagt in ihrer Frei- wie Arbeitszeit von einer Highsociety - Party zur nächsten. Das mochte zur Kundenaquise bei Sotheby’s, wo sie bis Ende 2000 als Geschäftsführerin Kunstwerke verdealte, noch eingegangen sein, als Direktorin eines öffentlichen Kunsthauses scheint sich Husslein mit ihrem selbstbewusst zur Schau getragenen Champagner – Wörthersee - Image zunehmend selbst zu schaden.
Da mochte in diesem Sommer auch nicht ihr selbstloser Einsatz für das halbnackte Pissmännchen der Künstlergruppe Gelatin vor dem Rupertinum helfen. Der brachte ihr vielmehr den Vorwurf von „unprofessioneller Öffentlichkeitsarbeit“ ein, vor allem von ihrem prominenten Kollegen Wolfgang Lorenz, Intendant der Kulturhauptstadt Graz 2003. Der konnte sich leisten laut auszuposaunen, was in der Szene seit Monaten hinter vorgehaltener Hand getuschelt wird: Husslein habe von ihrem Job keine Ahnung.
Die Kollegen würden der Salzburger Direktorin ihr Seitenblicke - Leben indessen sogar derart übel nehmen, so will der Sprecher der Salzburger Grünen Cyriak Schwaighofer festgestellt haben, dass inzwischen „die Fachwelt in halb Europa“ (sic!) „die Nase über Husslein rümpfe“. Ziemliche Kaliber, mit denen die Grünen gegen Husslein auffahren. Indes die befinden sich angeblich gerade im Wahlkampf (7. März 2004) und hoffen mit ihrer Kritik an der politisch konservativ orientierten Direktorenlady Stimmen zu machen, so heißt es aus dem Rupertinum.
Promi Husslein taugt - so scheint’s - prima zur Stimmungsmache. Erst im Sommer forderte ein Roter, der Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden höchstselbst, ihren Kopf, jetzt wollen ihn die Grünen. Deren Vorwurf: Husslein säße auf ihrem Direktorenstuhl zu Unrecht. Da das „Museum der Moderne – Rupertinum“ seit Ende August eine ins Firmenbuch eingetragene Museumsgesellschaft sei, die zu 100 Prozent im Besitz des Landes Salzburg liege, hätten alle Spitzenposten innerhalb eines Monats europaweit ausgeschrieben werden müssen. Die Frist indes sei abgelaufen, ohne das irgendetwas geschehen sei. „Das ist Postenschacher im Interesse Hussleins hinter verschlossenen Türen“, so Cyriak Schwaighofer. Bürgerlisten - Klubobmann Helmut Hüttinger legt noch einen drauf: „Die ÖVP - SPÖ -Landesregierung hat damit einen Gesetzesbruch vollzogen, wie er unter der schwarz - blauen Regierung wieder sehr modern geworden ist.“ Denn hätte man den Posten international ausschreiben lassen, so ätzt der Grüne Schwaighofer, wäre zu Tage gekommen, „wie inkompetent Husslein tatsächlich ist“. Das sitzt.
Im Rupertinum indes gibt man sich gelassen wie unbeteiligt. „Das ist das Problem des Landeshauptmanns“, erklärt Hussleins Pressesprecherin Sandra Schwaighofer (nicht verwandt mit Cyriak Schwaighofer). „Man hatte Husslein seitens des Landes bei ihrem Antritt zugesichert, dass der Vertrag auch in Hinblick auf ihre Tätigkeit als Direktorin des neuen Museum der Moderne so rechtens sei. Dass das nun nicht so sein soll, erstaunt Frau Doktor Husslein selbst. Das ist aber nicht unser Problem, sondern das des Landes Salzburg“, so die Pressesprecherin. „Husslein ist freilich selbst an höchstmöglicher Transparenz interessiert und hofft auf baldige Klärung.“ Dass Husslein externe Fachleute wie etwa Dieter Bogner bezahle, liege nicht etwa an ihrer „fehlenden Kompetenz“, will außerdem Gottfried Paulus, Wirtschaftsdirektor des Rupertinum festgestellt wissen, sondern sei in Anbetracht der Ausarbeitung der Konzeption für das neue Museum der Moderne so international üblich und mit der Politik abgesprochen. Auch wisse er nichts von „Nobelpartys“ in den Räumen des Rupertinum, wie es Cyriak Schwaighofer (Grün) der Direktorin jüngst vorgeworfen hatte, vielmehr handle es sich um ganz „normale Vernissagen mit sehr vielen Besuchern“.
Wie auch immer. Trotz steigender Publikumszahlen, 55.000 kamen immerhin im vergangenen Jahr, Agnes Husslein entwickelt sich für Salzburg zunehmend zu einem personalen Problemfall. Wie lange die stimmenhungrigen Politiker sich noch negative Schlagzeilen um das renommierte Haus leisten können und wollen, das steht derweil in den Sternen. Wird ihr aus der jetzigen Affäre kein Strick gedreht, bleibt Lady Husslein jedenfalls bis 2005. So steht’s im Vertrag. Und was dann? Heftige Diskussionen um die Vertragsverlängerung sind jedenfalls schon heute garantiert.



Biografie
Quelle: “Who is Who”:
Husslein Agnes Dr.

B.: Ltr., Kunstexpertin.
FN.: Galerie Rupertinum.
GT.: Administrator for European Development and Operations Solomon R. Guggenheim Foundation N.Y.
DA.: 5020 Salzburg, Wiener-Philharmoniker-G. 9.
PA.: 1090 Wien, Garnisong. 6. G.: Wien, 22. Mai 1954.
V.: Prof. Dr. Peter Husslein, Vorst. d. I. Univ.-Frauenklinik Wien.
Ki.: Heinrich, Katharina.
El.: Graf Karl v. Arco u. Gräfin Felicitas v. Arco.
BV.: Großvater Herbert Boeckl (Maler).
S.: Matura, Kunstgeschichte Univ. Wien,
1976 Paris C. d. Louvre,
1979 Prom. K.: während Stud. im Dorotheum gear/.,
2. Hälfte 1979 Togo, Westafrika m. Ehemann,
1980-81 Sotheby's New York,
1981 Eröff. Sotheby's Wien, Verdienste: 5 x jährl. Ausstellungen in Wien,
1970 Staatsmstr. Eislaufen, 3. Profi-WM,
b. 09/2000 Gschf. d. Sotheby's Kunstauktionen GmbH Wien,
s. 12/2000 Ltr. d. Galerie Rupertinum Salzburg u. Museums d. Moderne am Mönchsberg.
H.: Sport, Musik, Theater

erschienen im Informationsdienst Nr.286/Okt.03,S.7