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Des Grafen Liebe zur Königin der Blumen: der Rose

redaktionsbüro: Antje Mayer
Graf Gudenus:
- Herr Graf, dass Adelige und wohlhabende Privatiers Rosen züchten, kennt man bestenfalls noch aus der Literatur und dem Film. Wie sind Sie erneut auf diese schon vergessen geglaubte, einst vom Adel gepflegte Beschäftigung mit der Rose gekommen?
- Nachdem ich mich vor fast genau zwölf Jahren aus dem Wirtschaftsleben zurückzog, übernahm ich das Anwesen Schloss Felling, das seit 1654 in Besitz der Familie Gudenus steht. Anfang des Ersten Weltkrieges diente es wechselweise als Lazarett, Russenlager und Volksschule. Hier fand ich anfänglich nichts vor, was dem modernen Komfort entsprach. Nicht einmal Strom oder eine Kanalisation. Ich habe alles von Grund auf renoviert und dabei entdeckte ich bei den Grabungen den alten, wunderschönen Terrassengarten hinter dem Haus. Ich legte ihn frei. Sozusagen durch die malerische Anlage inspiriert, begann mit meinem Rosarium.
- Woher rührt Ihre große Leidenschaft für die Rosen und die Natur. Sie haben ja an der Universität für Bodenkultur in Kopenhagen studiert?
- Dass ich adelig bin, ist zwar grundsätzlich unerheblich, war aber doch dahingehend für meine Vorliebe entscheidend, als dass ich von Jugend an sehr viel herumgekommen bin: Meine Familie lebte in Dänemark, Afrika, Großbritannien und Frankreich. Dabei habe ich viel über unterschiedlichste Gartenkulturen kennen gelernt. Meine dänische Mutter hatte schon einen grünen Daumen, den sie mir vererbt haben dürfte. Aber das Prägendste war der Duft meiner Mutter Rosen. Der wird mir immer in Erinnerung bleiben.
- Diese schöne Erinnerung dürften viele Menschen mit Ihnen teilen. Ihr Gut liegt ziemlich abgelegen. Sie können sich dessen ungeachtet sicherlich über hohe Besucherzahlen in Ihrem malerischen Garten freuen?
- Ich habe im vergangenen Jahr genau 62.327 Besucher auf meinem kleinen Gut gezählt. Das ist eine kapitale Menge, wie ich denke. Ich bin stolz darauf, in Österreich so etwas wie eine Massenbewegung für die Rose in Gang gesetzt zu haben. Es kommen jedoch nicht nur Interessenten aus dem Inland, auch aus ganz Europa von Skandinavien bis Italien reisen die Rosenfans an. Man kennt mich und mein Rosarium. Sogar Japaner durfte ich hier schon begrüßen.
- Hatten Sie von Anfang an über 800 Sorten?
- Am Anfang existierte nur meine Leidenschaft für diese faszinierende Blume. Ich hatte ja nicht die leiseste Ahnung. Begonnen habe ich mit annähernd 50 Sorten. Das waren meine „Türöffner“ in die Welt der Rosenzüchter. Ich kultiviere jetzt nurmehr alte Rosen, das heißt Rosen, deren Herkunft bereits vor 1890 im Handel waren, die oft strauchartig wachsen, nicht wie die modernen Rosen überzüchtet sind und eine ganz delikate, heute leider bei Blumen immer seltener werdende Eigenschaft besitzen: Sie duften.
- Geben Sie uns doch eine kleine Einführung in die Welt der Rosenzüchtung, Herr Graf Gudenus!
- Es gibt vereinfacht fünf historische Rosen, die Rose alba, die weiße Rose, die in den Nordländern, von Russland, Skandinavien über Kanada heimisch ist, die Gallicarose, deren Herkunft vom südlichen Großbritannien bis in das Gebiet der Normandie reicht, die Zentifolien aus Mazedonien, die Herkunft der Rosa damascena wird aus der Nähe der Stadt Damaskus vermutet und dann die Chinarose, die in Teekisten aus dem Land der aufgehenden Sonne geschmuggelt wurde und deswegen auch Teerose heißt. Historisch sind die Rosen, die bis circa 1750 im Handel waren, alt nennt man die, die bis 1867 auf dem Markt gewesen sind. Danach, ungefähr ab 1920, beginnt das „moderne Rosenzeitalter“.
- Warum gilt Ihre Sammlerleidenschaft ausschließlich den alten Rosen?
- Sie sind nicht überzüchtet. Das können Sie sich etwa so ausmalen wie bei Rassehunden oder (lacht) bei der Inzucht von Adeligen. Wenn man immer bestimmte Merkmale und Details herausarbeitet, wird die Pflanze empfindlich. Bei meinen Sorten ist das nicht passiert. Sie sind ideal für das raue Waldviertler Klima und weitgehend wetterfest. Trotz des extremen Frostes und der hohen Minusgrade können sie unter dem Schnee überwintern.
- Müssen Sie bei diesen harten Bedingungen nicht mit sehr viel Chemie nachhelfen?
- Wir arbeiten in unserem Rosarium ausschließlich auf Biobasis, also ohne Chemie. Effektiv sind beispielsweise Brenneselsud, Holzasche, Lavendel oder Backpulver. Im hügeligen Waldviertel umgeben uns, Gott sei Dank, keine großen Landwirtschaftflächen wie im Marchfeld, die Großangriffe von Raupen mit sich bringen können. Gegen Schädlinge sind natürliche Räuber wie Enten immer noch die ideale Lösung. Diese Haustiere haben leider ebenfalls ihre natürlichen Feinde. Ein gefräßiger Mader hat sie mir kürzlich weggeschnappt.
- Was finanzieren Sie eigentlich Ihr Hobby?
- Nur von dem Familienerbe könnte ich nicht überleben. Meine Rosensammlung ist die größte in Privatbesitz in Österreich. Ich verfüge über ein Lager mit weit über 15.000 Stöcken alter Rosen. Die verkaufe ich für 15 bis 20 Euro pro Stück. Ich habe den Garten gewöhnlich von Donnerstag bis Sonntag geöffnet. Eintritt verlange ich keinen, nur einen freiwilligen Erhaltungsbeitrag.
- Verkaufen Sie auch andere Rosenprodukte?
- In unserem Shop gibt es unter anderem Rosenöl. Ich kann selbst nur wenig produzieren, die Herstellung ist sehr aufwendig. Ein Liter ätherischen Rosenöls, für das je nach Blütenqualität bis zu fünf Tonen Blüten benötigt werden, kosten auf dem Weltmarkt je nach Abnahmemenge derzeit bis zu 8.000 Euro. Wir machen auch eigenes Rosenparfum, Rosenmarmelade oder Rosenblütensaft. Auf Wunsch können die Gäste auch bei uns mitessen, wenn noch etwas übrig ist. Ich dekoriere auch von Zeit zu Zeit für Freunde mal ein Fest. Außerdem gebe ich Seminare zur Pflege von Rosen und berate bei Bedarf.
- Sie zeigen sogar Ausstellungen in den renovierten Räumen ihres Schlosses, wie wir gesehen haben?
- Ich zeige zeitweilig Kunstausstellungen, die sich mit Pflanzen und natürlich im Besonderen mit der Rose beschäftigen – allerdings ausschließlich für einen guten Zweck. Wie Sie an der Bibliothek gesehen haben, kann man sich bei uns auch in Ruhe weiterbilden. Ich selbst tue das natürlich fortwährend. Andere Fachleute, die mich beehren, sind mir dabei unerlässliche Impulsgeber.
- Forschen Sie auch in alten Archiven?
- Sehr oft. Besonders angetan bin ich vom Archiv der Gräfin Chotek, die einst das größte Rosarium Mitteleuropas in der Nähe von Pressburg, ihr eigen nannte. Eine schier unerschöpfliche Quelle für alte Rosen. Zum Teil grabe ich auch in den Nachlässen von alten Adelsgütern in Ungarn, Tschechien oder der Slowakei, wo ich manchmal alte Rosen dokumentiert finde. In diesen Gegenden öffnen mir meine Familienbande so manche Tür.
Das Rosenschloss Felling ist von Donnerstag bis Sonntag geöffnet, sonst sind telefonische Anmeldungen unter Tel.: 0676 – 420 88 71 möglich.

Anfahrt: Krems/Donau (Ausfahrt Zentrum) durchs Kremstal – durch Senftenberg- links ab nach Untermeisling- durch Obermeisling - Felling

erschienen in Garten 01/03