- Eine Location wie Ihre, wahrscheinlich europäische,
zieht eine bestimmte Gesellschaftsschicht an? Welche ist das Ihrer Meinung nach?
- Natürlich basiert die Stadt, die wir propagieren, auf der europäischen Stadtkultur. Wenn wir in Holland planen, respektieren wir zusätzlich die regionale Tradition. Die Rückkehr der Bevölkerung in die Stadtkerne entspricht ganz allgemein einem tief verwurzelten Bedürfnis nach sozialer Geborgenheit oder sozialem Komfort. Die Kinder sollen nicht vereinsamen, das Angebot an Ausbildung sich erhöhen, das kulturelle Angebot sich vielfältiger gestalten, die tägliche Versorgung sich vereinfachen. Die Gesellschaftsschichten, die die Stadt brauchen, sind kreativ und dynamisch veranlagt. Sie scheuen sich nicht, wie im Fall von Brandevoort, auf eine Baustelle zu ziehen, Hauptsache, sie können an der Neugestaltung einer wachsenden Stadt mitwirken. Sie wollen die Stadt auch nicht ausschließlich zum Wohnen und Schlafen benutzen, sondern dort auch arbeiten. Die Bewohner, die sich in Brandevoort angesiedelt haben, gehören natürlich zuallererst zu denjenigen, die sich einen Hauskauf finanzieren können. Aber viel wichtiger ist die Tatsache, dass zumeist junge Familien einen Wohnort suchen, wo ihr ausgesuchtes Haus einen unverwechselbar individuellen Charakter hat und der Wohnort wieder wie eine normale Stadt aussieht, die mit der Qualität alter Städte durchaus vergleichbar ist und dazu auch noch von der Gestalt her typisch holländisch aussieht. Ich fand in Gesprächen mit Bewohnern heraus, dass die meisten auf der Suche nach einem alten Haus in einem historischen Ortskern waren. Sie suchten eine dichte, städtische Wohnsituation mit allem urbanen Komfort, und nicht das verlorene, isolierte Einfamilienhaus. In Holland kann sich eine junge Familie schon mit 30 Jahren ein Haus finanzieren, in Deutschland erst mit über 40.