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Naomi Klein über ihr neues Buch „No Logo!

redaktionsbüro: Antje Mayer
Naomi Klein:
- Sie sind gerade auf Promotiontour in Deutschland für Ihr neues Buch „No Logo!“. Wie empfindet man denn in Europa die voranschreitende „mentale Kolonialisierung“ durch Supermarken wie Nike und MacDonalds, wie Sie sie in ihrem Buch nennen?
- Mein Buch heißt zwar „No Logo!“, handelt aber eigentlich nicht über Logos, sondern davon, dass uns durch die globalen, nicht mehr zu durchschaubarer Kooperationen der großen Konzerne die demokratische Kontrolle aus den Händen genommen wird. In Europa wird dieser Prozess, anders als in den USA, wo das über Konsumartikel wie Kleidung passiert, über viel persönlichere Erfahrungen wahrgenommen, speziell über das Thema Essen. Das ist jenseits des Atlantiks überhaupt kein Gegenstand der Diskussionen.
- Haben Sie auf ihrer Europatour Anti-Global-Aktivisten kennengelernt?
- Ja, die Gruppe „Attack“ ist in Frankreich ziemlich aktiv unterwegs. In Deutschland arbeiten die Aktivisten mehr im Untergrund. Dort ist man noch unsicher über die Alternativen zu der Globalisierung. Viele Leute haben in Europa Angst vor einem neuen Nationalismus.
- Eine historisch begründete Angst, speziell der Deutschen ...
- Sie haben nicht dieses irre Marken-Phänomen erlebt wie in den USA, wie ich es in meinem Buch beschreibe. Konzerne hypen einfach alles mit Imagekampagnen, wirklich alles. Welches Produkt, ist ihnen völlig egal. Die Industrie in Europa, speziell in Deutschland, ist noch viel konservativer, legt noch Wert auf Qualität. Dort fassen die von mir beschriebenen Phänomene erst langsam Fuß.
- Die Anti-Globalisierungsdemonstrationen diesen Jänner in Davos und letztes Jahr September in Prag haben doch gezeigt, dass man in Europa wach wird.
- Ja, gerade in Osteuropa haben sich die globalen Konzerne bis jetzt in so einer Art „Honeymoon“-Stimmung befunden. Das dürfte ihnen indes vergangen sein. Was mich in Prag besonders gefreut hat, war, dass die Mehrheit der Demonstranten sehr junge Tschechen waren, aus dem Westen kam die Minderheit.
- Haben die Superbrands nach der Publikation Ihres Buches schon zum Gegenschlag ausgeholt?
- Nike hat mich ziemlich vehement angegriffen. Ich sollte doch mehr über all die guten Dinge erzählen, die sie für ihre Leute täten (lacht). Die großen Marken und Werbeagenturen wollen mit einem Male vom mir etwas über die Anti-Globalisierungsbewegung erfahren. Ich nehme solche Angebote natürlich nicht an. Ich mache mich sicher nicht zum Gehilfen der Superbrands.
- Die Brands tun doch nur, was sie schon immer taten, nämlich Gegenbewegungen in ihre Werbestrategien aufzunehmen, um sie dadurch zu entkräften. Gibt es überhaupt ein Entrinnen aus diesem Teufelkreis ?
- Die Leute haben inzwischen gesehen, daß absolut jede Alternativbewegung in den Fokus der Werbestrategen gerät. Die Gegenbewegung, die jetzt läuft, denkt daher nicht mehr über Alternativprodukte nach, sondern will das Recht auf öffentlichen Raum wieder erlangen. Den Supermarken bleibt keine Chance, das jetzt wieder zu korrumpieren. Eine politische Auseinandersetzung, die über basisdemokratische Ansätze nachdenkt und über neue lokale Entscheidungsstrukturen, ist jetzt im Gange.
- Ich nehme an, Ihr nächstes Buch wird ein politisches werden?
- Definfitv. Ich lasse mir damit nur noch ein wenig Zeit. Ich genieße es gerade sehr, meine Message über den ganzen Globus zu verbreiten.
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Nologo -