- Ivelina, du meintest gerade, man sollte den Raum nicht nur dem Geld überlassen. Kann die Architektur wirklich etwas gegen die von dir gerade angesprochene Kommerzialisierung des öffentlichen Raumes tun – Ist dies nicht eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung, der man sich, speziell als Architekt,nicht entziehen kann? Was tun, wenn alle nur ins Shoppingcenter wollen?
- Konrad: Natürlich kann sich die Architektur, können sich Menschen einer gesellschaftlichen Entwicklung verweigern. Wiewohl einzelne Architekten, die sich zusammenschließen in Netzwerken. Wir haben auch schon über die Kommerzialisierung des öffentlichen Raumes diskutiert – nur um mal ein Beispiel zu nennen: der Wiener Rathausplatz, wo immer mindestens zwei Toyotas an der Ecke stehen, egal was da ist, ob Weihnachtsmarkt oder Musikfest. Und das sind eben bestimmte Umstände, die dazu führen, dass eben nicht kommerzielle öffentliche Veranstaltungen aus dem Bewusstsein verdrängt werden. Auch aus dem Bewusstsein des Möglichen. Wenn irgendwo z. B. ein Basketballturnier organisiert wird, ist es fast schon natürlich, dass es von Adidas gesponsert wird und nicht von der Magistratsverwaltung mit einem Budget von 2000 Euro oder so. Das Bewusstsein der Leute ist, das machen Marken – und Marken sind gesellschaftliche Akteure und geben unter anderem auch die Normen vor.
Gerold: Ich denke, dass Architektur zu einem strategischen Instrument zum Wiedererkennen geworden ist. Z. B. die Filialen von Audi oder Prada, die ja im Endeffekt alle gleich aussehen, ganz egal, ob man jetzt in Tokio steht oder sonstwo. Allein an den Umrissen erkennt man schon die Marke. Es stellt sich schon die Frage, ob das noch Architektur ist oder eher reines Marketing.