Aktuell *Ost Über Uns Archiv Impressum English




In einem Geschäftslokal in der Gumpendorferstraße operieren Looping Architekten und Architektinnen seit vier Jahren an Räumen, Körpern und am Freiheitsgefühl der Bauherrn.Looping ist nicht nur die Drehung einer kleiner Düsenmaschine. Looping ist auch die Bewegung in der Architektur im wörtlichsten Sinne. Nicht verschraubt, sondern rund und zügig ziehen die Architekten ihre klare, eindeutigen Spuren in den Wiener Architektenhimmel. Junge Piloten mit Aufwind.

Operation Architektur

redaktionsbüro: Manuela Hötzl
Loop_ing-Architekten:
- Hat der Name „Looping“ etwas mit eurer Arbeitsweise zu tun?
- Wir verstehen unsere Arbeit als Raumhandwerk. Ein sehr eindeutiger Begriff, der uns gut charakterisiert. Und die Architektur, die daraus entsteht, hat, wie der Name schon andeuten soll, immer etwas mit Bewegung zu tun. Die Bewegung im Raum ist für das Verständnis unserer Projekte sehr wichtig.

- Kann man diese Vorgangsweise als Inszenierung verstehen?
- Bei uns gibt es keine statischen, aneinandergereihten Räume, sondern nur Bewegung und die Beziehung der Räume zueinander. Ein roter Faden bei Looping sind sicher diese Kreisläufe – die Zeitkomponente im Räumlichen. Der Mehrwert, den unsere Bauherrn bekommen entsteht vor allem durch Blickachsen, verschiedenen Zugängen und Höhenbewegungen. Das ist wie eine Geschichte die sich von selbst erzählt - mit Erlebniswert. Deswegen funktionieren auch unsere Präsentationen so gut.
- Also ist Looping noch nie abgestürzt. Ich meine, es ist euch noch kein Bauherr wieder abgesprungen?
- Nein. Das liegt sicher an der Auseinadersetzung mit den Bauherrn und ihren Wünschen. Mit Gefälligkeit hat das aber wenig zu tun. Wenn jemand etwas will, heißt das ja noch lange nicht, dass er weiß was er will. Und genau so gehen wir damit um – Architektur ist für uns auf jeden Fall ganzheitliche Betreuung.

- Was inkludiert die Betreuung?
- Vor allem eine gute, umfassende Präsentation, die für den Bauherrn verständlich und klar aufbereitet wird. Wichtig ist, dass er versteht, was er oder sie bekommt. Und die Leute sind dann eher immer positiv überrascht, was alles möglich ist. Sie können ihr Projekt selbst entdecken, das macht es lebendig.
- Also vertretet ihr nicht die Koolhaas-Idee der Architekt muss autoritär sein?
- Wir glauben nicht an die Autorität des modernen Architekten, der sagt: „So oder gar nicht“. Dann sagt, nach unserer Erfahrung der Bauherr meist: „Na, dann gar nicht.“
Aber wir sind auch keine Erfüller. Wir versuchen nur zwischen den Zeilen zu lesen, Struktur und Umfeld mitzudenken und dann konzeptuell aufzuarbeiten. Es ist auch die Frage ob man überhaupt autoritär sein muss, wenn das Konzept in sich schon so kräftig ist, das es nicht in Frage gestellt wird – vielleicht eine subtilere Autorität.
- Das heißt ihr überlasst auch dem Bauherrn die Aneignung der Räume?
- Dahingehend lassen wir Toleranz walten, weil es ohnehin nicht funktioniert, alles vorbestimmen zu wollen. Räume sollte passen wie ein Maßanzug: Mit dem Tragen verändert er sich ein wenig, aber wenn der Schnitt gut ist, bleibt die Facon immer wiedererkennbar und gerade noch flexibel und bequem. Der Freiheitsgrad der Benutzung ist uns extrem wichtig. Die Frage, die wir uns stellen: „Wie man es schafft Räume so zu definieren, dass sie nachher auch so gebraucht werden?“
- Versteht ihr brauchbar auch als eine Art Funktionalismus?
- Nein, eher als Angemessenheit. Natürlich passen wir uns dem Budget, der Aufgabe, dem Bauherrn an – es hängt aber auch vom jeweiligen Projekt ab. Zwischen einer öffentlichen oder privaten Nutzung gibt es große Unterschiede der Herangehensweise. Die Projekte haben jedes Mal ein absolut anderes Potential – das muss man manchmal auch erst herausfinden und bedeutet oft Feingefühl und fachübergreifendes Handeln.

- So auf einen Bauherrn einzugehen, bedeutet natürlich auch, ihn persönlich zu kennen. Anonyme Wettbewerbe macht ihr gar nicht?
- Wir hatten bis jetzt keine Zeit dazu. Aber wir waren natürlich im Kleinen schon eingeladen mit anderen Architekten zu präsentieren. Grundsätzlich sind Wettbewerbe immer eine
Ressourcenverschwendung – ein Ressource, die wir momentan nicht verfügbar haben.

- Und Details, wie stark plant ihr ein Projekt durch?
- Wir versuchen solide Arbeit zu machen. Einfache Lösungen bringen immer weiter und je geringer das Budget, desto wichtiger wird das Detail. Details können auch Kontenpunkte bilden, an denen die ganze Idee des Konzeptes dranhängt. Die gilt es natürlich mit Feingefühl zu lösen.

- Ihr habt bisher eher von Konzepten, Bewegung, Zeit ... gesprochen – und doch sind eure Projekte irgendwie immer sehr schick.
- Wie etwas ausschaut ist uns gar nicht so wichtig – oder besser: die äußere Hülle oder Fassade ist ein Thema das uns eher fern liegt. Aber die Schicht zwischen Innen und Außen, diese Verknüpfung ist wesentlich bei unseren Konzepten.

- Wenn auf eure Projekte schaut, fällt auf, dass ihr sie immer mit Operation bezeichnet. Was ist „Operation Wildwechsel“?
- Wir bezeichnen unsere Projekte in Bildern und Assoziationen. Und Operation bedeutet nichts anderes als der Eingriff, chirurgisch an einem Projekt zu arbeiten – aber auch eine Strategie zu entwickeln – und diese dann zügig durchzuführen.

erschienen in H.O.M.E, Sept.03,S.114